Lourmarin liegt am Ende eines Erosionstals, einer Passage zwischen dem kleinen (petit) und großen (grand) Luberon, das Bonnieux mit Lourmarin verbindet. Lourmarin ist Teil des Naturparks Luberon im Département Vaucluse der Provence. Lourmarin bezaubert durch Häuser, die mit den typischen Farben und Materialien der Provence restauriert wurden.
Lourmarin ist eines der schönsten Dörfer (plus beaux Villages) der Provence und besitzt kleine gemütliche Plätze, die zum Verweilen einladen.
In Bars, Brasserien und Cafés kann man ein Getränk zu sich nehmen und dem bunten Treiben der Einheimischen und Touristen zusehen. Ein Bummel durch die von Geschäften und Kunstgalerien gesäumten Gassen führt zu dem Brunnen in der Nähe der Kirche und des Château de Lourmarin.
Die Bäckerei (Boulangerie) Stéphane Riquier auf der Rue Henri de Savornin ist bekannt für die Herstellung von Gibassier. Gibassier ist eine gesalzene Fougasse, die mit Olivenöl hergestellt wird.
Lourmarin wird von einem außergewöhnlichen Glockenturm (Beffroi) überragt. Auf der Wand des Glockenturms befindet sich eine Uhr aus dem 17. Jahrhundert. Die Uhr wurde aus Steinen des alten herrschaftlichen Renaissanceschlosses (Château de Lourmarin) hergestellt.
Der Glockenturm ist auch unter den Namen Castellas oder Boîte à Sel bekannt. Er ähnelt einem Salzgefäß, das früher in jeder provenzalischen Küche vorhanden war. Der gewölbte offene Bogen des Glockenturms schützt eine prächtige Glocke aus dem Jahr 1742. Die Glocke hat eine Höhe von 57 cm und einen Durchmesser von 70 cm.
Der Text über der Uhr lautet: Horoe Dum Saltant Nostras Vorant. Die französische Übersetzung soll lauten: les heures (ou le cadran solaire) pendant qu'elles s'écoulent, nous dévorent. Deutsche Übersetzung: die Stunden (oder die Sonnenuhr) während sie auslaufen, verschlingen uns (Übersetzung Loic BROHARD, Flickr).
Der französische Schriftsteller und Nobelpreisträger Albert Camus (1913-1960) lebte ebenso wie der Dichter und Romanautor Henri Bosco (1888-1976) in Lourmarin. Albert Camus und Henri Bosco wurden auf dem örtlichen Friedhof (Cimetière) in Lourmarin beigesetzt.
Schloss (Château) - Kirche Saint-Trophime-Saint-André - Tempel
Der älteste Teil des Schlosses Château de Lourmarin wurde im 15. Jahrhundert von Foulques d’Agoult auf den Ruinen einer Festung aus dem 12. Jahrhundert erbaut. Als Erweiterung ließ die Familie Agoult-Montauban ab 1526 den schönen Renaissanceflügel hinzufügen.
Ende des 16. Jahrhunderts ging das Gebäude in den Besitz der Familie Créqui-Lesdiguières über, die jedoch im Château de La Tour-d'Aigues residierten. Die nachfolgenden Eigentümer waren vor allem an der Bewirtschaftung des Lands interessiert und bewohnten das Schloss nicht. Ende des 19. Jahrhunderts fiel das alte Château de Lourmarin in Trümmer.
Der Renaissanceflügel, der in eine Scheune umgewandelt war, diente Landstreichern und Zigeunern als Unterschlupf. Von den herrlichen Überresten des Hauses beeindruckt, ließ Robert Laurent-Vibert das Château de Lourmarin von 1921 bis 1923 restaurieren. Er vererbt es der Akademie Académie des Sciences, Agriculture, Arts et Belles Lettres d'Aix-en-Provence, die die Stiftung Robert Laurent-Vibert ins Leben ruft.
Das Château de Lourmarin hat sich zu einem bedeutenden kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum des südlichen Luberon entwickelt. Das zu besichtigende Schloss Lourmarin ist das älteste Renaissanceschloss (Château Renaissance) in der Provence und ein historisches Bauwerk (Monument historique).
Das Schloss besteht aus zwei Gebäudeteilen: das alte Schloss aus dem 12. Jahrhundert, das wie eine Burg wirkt und das spätere neue Renaissanceschloss. Das alte dreistöckige Schlossgebäude öffnet sich zu einem Innenhof. Das Erdgeschoss beinhaltet Küche, Speisekammer, Kamine, Büros sowie den Übergang in den runden Turm. Südlich des Innenhofes befand sich ein Raum, der als Gefängnis diente.
Im ersten Stock des alten Schlosses befanden sich die Zimmer von Madame sowie ihre Garderobe im runden Turm, eine Kapelle, das Zimmer des Königs, seine Garderobe und das Ankleidezimmer. Die Räume im 2. Stock hatten die gleiche Anordnung und im 3. Stock war der Dachboden.
In diesem alten Teil des Schlosses fanden zahlreiche Umbauten statt. Zu den wichtigsten gehört die Zerstörung des südlichen Hofgebäudes im 20. Jahrhundert, nachdem es lange Zeit als Bauernhof diente und die Verlegung der Kapelle ins Gebäude, um Platz für Loggias zu schaffen.
Der Renaissanceflügel des neuen Schlosses besitzt 3 Stockwerke. Jede Etage besteht aus zwei Räumen mit Kaminen, die über einen Korridor erreicht werden. Architektonische Besonderheiten des neuen Schlosses sind die Loggias und Galerien im italienischen Stil, die Renaissance-Fenster und Fassaden, die große Wendeltreppe und die Karyatiden der Kamine.
Der Haupteingang zum Schloss erfolgte über eine Zugbrücke, die den äußeren Graben überspannte. Das Schloss verfügte über zwei Höfe, die von einer Mauer umgeben waren. Außerhalb der Mauer befand sich ein Garten. Die östliche Außenseite beherbergte landwirtschaftliche Gebäude, zwei Ställe, eine Ölmühle und sechs Pferdeställe.
Die katholische Kirche (Église) Saint-Trophime-Saint-André wurde im 11. Jahrhundert gebaut. Ursprünglich bestand nur eine Kapelle ohne Chor, die aus zwei Bankreihen bestand. Die Kirche Saint-Trophime-Saint-André besitzt romanischen und gotischen Stil. Sie wurde mehrfach restauriert und erweitert. Die Kirche beeindruckt mit einer außergewöhnlichen Seitenkapelle, die von einem Rippengewölbe überragt wird.
Der größte protestantische Tempel (Temple protestant) im Département Vaucluse wurde von 1806 bis 1818 in Lourmarin gebaut. Der rechteckige Tempel ist 12 Meter lang und 6 Meter breit. Der Kirchturm wurde 1849 erbaut und mit einer Kirchenglocke versehen.
Die in der Apsis befindliche Kanzel (Chaire) ist über eine doppelläufige Treppe erreichbar. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1844.
Der Tempel wurde in den Jahren 1993 bis 1996 renoviert und steht unter Denkmalschutz (Monument historique).
Markt (Marché provençal)
In Lourmarin findet freitags von 8 Uhr bis 13 Uhr ein großer provenzalischer Markt (Marché provençal) vor dem Renaissanceschloss Château de Lourmarin und dem Place Henri Barthélémy statt. Der Markt in Lourmarin ist einer der schönsten der Provence.
Bis zu 180 Händler bieten Obst, Gemüse, Käse, Fleisch, Fisch und Gewürze an. Außerdem werden Kunsthandwerke wie Keramik, Schmuck, Mode-Accessoires sowie Kleidung, Stoff oder Tischdecken angeboten.
Von Mai bis Oktober findet zusätzlich ein Bauernmarkt dienstags von 17.30 Uhr bis 20.30 Uhr vor der Obstgenossenschaft La Fruiterie Numerique statt. Auf dem Bauernmarkt werden saisonales Obst und Gemüse, Ziegenkäse, Lammfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Brot und Wein angeboten. Köche der ortsansässigen Restaurants bieten Getränke und Speisen zur Verkostung an.