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Guimiliau - Enclos paroissial - Pays de Léon


Der figurenreiche umfriedete Pfarrbezirk (Enclos paroissial) der Bretagne steht in dem kleinen Dorf Guimiliau. Guimiliau (bretonisch Gwimilio) liegt ca. 7 km von Landivisiau entfernt im Pays de Léon des Départements Finistère der Bretagne.

Der umfriedete Pfarrbezirk aus dem 16. bis 17. Jahrhundert beeindruckt mit: Triumphbogen, Beinhaus, Kalvarienberg, Kirche Saint-Miliau mit Vorhalle und Grabkapelle. Der gesamte Komplex ist von einer Umfassungsmauer umgeben.

Enclos paroissial Guimiliau
umfriedeter Pfarrbezirk Guimiliau

Triumphbogen (Arc de Triomphe) - Kalvarienberg (Calvaire)


Der Triumphbogen (Arc de Triomphe oder Porte triomphale) ermöglichte den Zugang zum Friedhof (Cimetière). Der von zwei Reitern gekrönte Triumphbogen wurde durch ein nicht mehr vorhandenes Gittertor verschlossen.

In der Mitte des umfriedeten Pfarrbezirks steht der mit zahlreichen Statuen bestückte Kalvarienberg (Calvaire). Er wurde zwischen 1581 und 1586 aus blauem Granit erbaut. Der quadratische Sockel besitzt vier Arkaden mit durchbrochenen Strebepfeilern. Die darüber befindlichen Statuen und Szenen verteilen sich auf zwei Ebenen.

Triumphbogen (Arc de Triomphe) Enclos Guimiliau
Kalvarienberg und Sakristei Enclos Guimiliau

Der Kalvarienberg wird von einem Kreuz mit Jesus und den beiden Schächern gekrönt. Der Schaft, der das Kreuz trägt hat das Aussehen eines entasteten Baumstamms, das sogenannte "Pestkreuz".

Die Statuen auf dem Kalvarienberg stellen Episoden aus dem Leben Christi dar, darunter die Geburt Christi, die Anbetung durch die Weisen, die Kreuztragung, die Grablegung und die Auferstehung. Die meisten dieser Episoden werden in der Mitte des Kreuzes dargestellt.

Zu den anderen Statuen gehören Saint Miliau und Catel Collet, die in die Hölle geworfen wird, weil sie eine Hostie gestohlen und dem Teufel gegeben hat. Die 80 dargestellten Personen tragen Kostüme aus dem 16. Jahrhundert, die eher dem spanischen als dem französischen Stil entsprechen.

Kreuztragung Kalvarienberg Guimiliau
Grablegung Kalvarienberg Guimiliau

Man nimmt an, das dies auf die Anwesenheit von Spaniern in der Bretagne (Ligakriege) zurückzuführen ist. Der Calvaire von Guimiliau ist mit mehr als 200 Figuren und Statuen der skulpturenreichste Kalvarienberg der Bretagne.

Kirche (Église) Saint-Miliau


Die dem Heiligen Miliau geweihte Kirche (Église) Saint-Miliau wurde im 16. bis 17. Jahrhundert in den Stilen der Flamboyantgotik und der Renaissance mit einer vorgelagerten Eingangshalle (Vorhalle) erbaut.

Kirche, Glockenturm, Beinhaus Saint-Miliau
Außenansicht Seitenkapelle Kirche Saint-Miliau

Der Glockenturm mit spitzer gotischer Turmspitze wurde zwischen 1530 und 1550 im Beaumanoir-Stil erbaut. Der achteckige pyramidenförmige Glockenturm wird von einem runden Treppenturm flankiert. Ein schlichtes Portal aus dem Jahr 1673 umrahmt die Eingangstür auf der nördlichen Seite des Langschiffs, die zum Friedhof führte.

nördlicher Eingang Kirche Saint-Miliau
Haupteingang Kirche Saint-Miliau

Die zwischen 1606 und 1617 im Renaissancestil reich verzierte südliche Vorhalle (Porche) des Haupteingangs wird im äußeren Bereich von Archivolten eingerahmt. Die Archivolten sind mit Figuren und Szenen des biblischen Lebens versehen.

Neben den Archivolten befinden sich zwei korinthische und zwei ionische Säulen, die einem waagerechten Fries tragen. Über dem Fries bewundert man zwei dreieckige Giebel, die mit drei Büsten und zwei Engelsköpfen verziert sind. In der Mitte des zweiten Giebels beherbergt eine Nische die Statue des Saint Miliau, der auf seinem Thron sitzt.

Außenansicht Vorhalle Kirche Saint-Miliau
Innenansicht Vorhalle Kirche Saint-Miliau
Weihwasserbecken Vorhalle Kirche Saint-Miliau

Zwischen den beiden Eingangstüren befindet sich ein Weihwasserbecken (1602) unter einem reich verzierten Baldachin. Auf dem dreieckigen Giebel über den Eingangstüren steht der segnende Jesus Christus zwischen Adam und Eva.

In der mit einem Kreuzrippengewölbe bedeckten Vorhalle stehen in den von ionischen kleinen Säulen mit Baldachinen geschmückten Nischen die Statuen der zwölf Apostel. Von den 12 Aposteln wurden wahrscheinlich 1606 acht Apostel aus Kersanton und im 18. Jahrhundert vier Apostel aus Holz geschaffen. Der Fries unter den Aposteln ist mit Köpfen verziert, die die Todsünden symbolisieren.

6 Apostel rechts Kirche Saint-Miliau
6 Apostel links Vorhalle Kirche Saint-Miliau

An der Westwand der Vorhalle befindet sich das auf dem 1. Foto abgebildete Beinhaus (Ossuaire). Im Sockel sieht man Basreliefs aus Kersanton. Der geknickte Dachreiter trägt auf dem Glockentürmchen eines Strebepfeilers die Jahreszahl 1664.

Die Kirche Saint-Miliau besitzt einen unregelmäßigen Grundriss, der durch die Erweiterung des nördlichen Seitenschiffs (1633) und durch den Anbau der Kapellen an das südliche Seitenschiff (1642) entstand.

Das Kirchenschiff ist im Norden durch sechs Spitzbogenarkaden mit den Seitenschiffen verbunden. Im Süden verbinden seit 1664 fünfeinhalb Spitzbogenarkaden die beiden Seitenschiffe, das Querschiff und den Chor mit der Apsis.

Kirchenschiff und Querschiff Saint-Miliau
Kirchenschiff mit Apsis Saint-Miliau

Die große Apsis beleuchtet durch fünf Kirchenfenster den Chor. Die 1676 bis 1683 hinzugefügte Sakristei wurde an der Südseite der Kirche als Rotunde mit vier Apsidiolen erbaut.

Die Kirchenschiffe werden von einem blau getäfelten Rundbogengewölbe in Form eines umgedrehten Schiffes bedeckt. Die Balken des Gewölbes sind mit zahlreichen Holzschnitzereien verziert.

Der Hochaltar (Maître-Autel) trägt eine Statue von Saint Michel. Das bunte Kirchenfenster aus dem Jahr 1550 über dem Hochaltar stellt die Kreuzigung und die Kreuzabnahme dar. Die anderen Buntglasfenster stammen aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts.

Chor mit Hochaltar Kirche Saint-Miliau
Holzschnitzereien Balken Kirche Saint-Miliau

Die von drei Karyatiden gestützte Kanzel (Chaire) aus dem Jahr 1677 wird von zahlreichen Skulpturen geschmückt. Die Rückwand der Kanzel wird von einem polychromen Gemälde verziert. Als Dach dient eine sechseckige Veranda mit Brüstung.

Das aus Granit gehauene Taufbecken (Fonts baptismaux) steht in einem 1675 aus geschnitzter Eiche hergestellten Baldachin im Renaissance-Stil. Der Baldachin wird von acht elegant gedrehten Säulen getragen, die mit Blumen, Früchten und Insekten verziert sind. Der achteckige Baldachin ist mit Statuetten besetzt.

Kanzel Kirche Saint-Miliau
Taufbecken und Baldachin Kirche Saint-Miliau

Die beiden Beichtstühle (Confessionnaux) aus dem 16. Jahrhundert haben Ähnlichkeiten mit den Beichtstühlen der Kirche Saint-Sauveur in Le Faou. Die Beichtstühle sind mit Bildtafeln der Magdalena und des guten Pfarrers (Pasteur) versehen.

Seltenheitswert haben zwei Prozessionsfahnen aus dem Jahr 1658, die aus Seiden-, Gold- und Silberfäden gewebt wurden. Es gibt nur noch wenige Pfarreien, die Fahnen aus dieser Zeit besitzen. Die Prozessionsfahnen von Guimiliau wurden 1819 restauriert. Abgebildet ist die Prozessionsfahne der Pfarrgemeinde Guimiliau (bretonisch: Parrez Gwimilio).

Beichtstuhl Kirche Saint-Miliau
Prozessionsfahne der Pfarrgemeinde Guimiliau

Der auf vier Säulen gestützte und mit einer Empore verbundene Orgelprospekt (Buffet d'Orgue) wurde 1677 aus Eiche erbaut und 1989 restauriert. Der reich mit Holzschnitzereien verzierte Orgelprospekt ist mit vier Basreliefs geschmückt.

Die Basreliefs zeigen: den Harfe spielenden König David, die die Orgel berührende Sainte-Cécile, den Triumph Alexanders des Großen und jubelndes Volk, das Ludwig XIV. empfängt. Die Kirche wird außerdem von den Statuen Saint Laurent, Saint Hervé, Saint Yves und der Jungfrau von Orleans (Jeanne d’Arc) geschmückt.

Orgelprospekt Kirche Saint-Miliau
Statue Saint Hervé

Retable de Saint Miliau - Saint Joseph - Rosaire


Die Kirche beinhaltet vier Seitenkapellen mit Flamboyantfenstern. Das in gold und blau Tönen reich verzierte Altarbild Retable de Saint Miliau (17. Jahrhundert) der Südkapelle stellt folgende Episoden aus seinem Leben dar:

Retable de Saint Miliau
Retable Episoden aus dem Leben von Saint Miliau

Saint Miliau betet im Kreise der Familie;
seine Frau Aurélie unterstützt ihn;
hält den Kopf in der Hand;
verteilt Brot;
ermutigt Erntehelfer;
flüchtet in das Zimmer seiner Mutter.

Eindrucksvoll sieht man Saint Méloir (Vater von Saint-Miliau) in der Nähe von Miliau und seinem Bruder Rivod stehen, der Saint Miliau im Jahr 531 tötete.

Rivod wurde für die Tötung enthauptet.

Retable Episoden aus dem Leben von Saint Miliau

Das polychrome reich verzierte Altarbild Retable de Saint Joseph (18. Jahrhundert) der Südkapelle besitzt vier Nischen mit Statuen zwischen gedrehten und mit floralen Elementen geschmückten Säulen. In den fünf unteren Medaillons sind Pierre, Paul, Francois d'Assise, Saint Hervé und Saint Yves abgebildet.

Auf dem Altarbild hält Saint Joseph das Jesuskind an der Hand und ist von Sainte Anne und Sainte Elisabeth umgeben. Darüber steht die Statue Saint Laurent mit seinem Grillrost. Links von ihm ist eine Schlange und rechts der Baum von Gut und Böse abgebildet.

Als Saint Laurent mit dem Rücken auf dem Grillrost lag, sagte er zu seinem Henker: "Wenn du willst, dreh mich um auf den Bauch, damit der Kaiser gut durchgebratenes Fleisch essen kann".

Retable de Saint Joseph Kirche Saint-Miliau
Retable du Rosaire Kirche Saint-Miliau

Das Altarbild Retable du Rosaire im nördlichen Seitenschiff stammt aus dem 17 Jahrhundert. Mittig übergibt eine Jungfrau mit Kind (Vierge à l'Enfant) den Rosenkranz an Saint Dominique und Sainte Catherine de Sienne. Außerdem repräsentieren 15 Medaillons die Geheimnisse des Rosenkranzes.

Beinhaus (Ossuaire) - Grabkapelle (Chapelle) Sainte-Anne


Beinhaus, jetzt Grabkapelle Sainte-Anne
Bei der Grabkapelle Chapelle funéraire Sainte-Anne aus dem Jahr 1648 handelt es sich um ein umgewandeltes Beinhaus (Ossuaire).

Die Fassade der Grabkapelle Sainte-Anne ist mit Säulen und kleinen Rundbogenöffnungen geschmückt. Eine Außenkanzel dient der Predigt im Freien.

Im Inneren befindet sich ein Granitaltar (1644) mit dem Altarbild Retable Sainte Anne. 10 Medaillons zeigen Episoden aus dem Leben der Heiligen Sainte Anne.

Die polychromen Holzstatuen des Jesus Christus mit Fesseln sowie der Jungfrau Maria (Vierge à l'Enfant) schmücken die Grabkapelle Saint-Anne.

Im ehemaligen Beinhaus wurden früher die Körper der Verstorbenen bis zur Beerdigung aufgebahrt.

In den Nachbargemeinden Saint-Thégonnec, Lampaul-Guimiliau und Commana stehen weitere umfriedete Pfarrbezirke.

Quellen:

fr.wikipedia.org/wiki/Guimiliau#Monuments_et_sites
de.wikipedia.org/wiki/St-Miliau_(Guimiliau)?msclkid=8c55b701c32011ec835bb80d1ec457a4
www.infobretagne.com/guimiliau.htm
www.diocese-quimper.fr/wp-content/uploads/2021/01/GUIMILIA.pdf?msclkid=1d2313cac57a11ec8b787f0856d5e1b3